Vom Abspannwerk zum MetaHaus - Die Evolution eines Gebäudes

Von Claudia Simone Hoff

Vorgeschichte

Berlin um 1900: Der modernste und größte Industriestandort Europas. Wiege von Firmen wie AEG und Siemens. Heute, über 100 Jahre später: Steinerne Zeugen der technischen Entwicklung Deutschlands und ihres rasanten Wandels im 20. Jahrhundert finden sich über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Dazu zählen auch die Bewag-Bauten des Architekten Hans Heinrich Müller. 40 sind in kürzester Zeit seit 1924 entstanden, davon allein 15 Abspannwerke. Lange als (architektur-) geschichtlich bedeutende Gebäude verkannt, sich im Dämmerschlaf befindend, oftmals in ruinösem baulichen Zustand, werden ihre architektonischen Qualitäten und ihr spezielles Ambiente seit kurzem wieder entdeckt und einer Neunutzung zugeführt. Man besinnt sich nicht nur auf ihren historischen, sondern auch auf ihren baulichen Wert. Erkennt ihre Stellung in der Wirtschafts-, Technik-, Kultur- und Architekturgeschichte an. Einer von Müllers Bewag-Bauten ist das 1984 stillgelegte Abspannwerk Leibniz in der Leibniz-, Ecke Niebuhrstraße in Charlottenburg. Es wurde von der Berliner MetaDesign AG 1999 bis 2001 zum MetaHaus umgebaut und wird seit kurzem als Firmensitz genutzt.

Architektur – Flexibilität und Offenheit

Das Abspannwerk ist als Gebäudetyp ohne historische Vorbilder. Die Einbettung des Gebäudes, das sehr viel Technik beinhaltete und in dem maximal vier Personen gleichzeitig arbeiteten, hatte in gewachsene städtische Strukturen zu erfolgen. Am Standpunkt des MetaHauses, in Charlottenburg, heißt das konkret: Das Abspannwerk Leibniz ist von einem Ensemble gründerzeitlicher Bürgerhäuser umgeben und hebt sich bereits durch seine rote Backsteinfassade, hinter der sich ein tragendes, geschraubtes Stahlskelett verbirgt, von den umliegenden Gebäuden ab. Der massive Baukörper steht frei im Raum und ist von der Straßenflucht zurückgesetzt, was eine weitere Hervorhebung von seiner Umgebung bedeutet. Müller, 1924 bis 1934 Hausarchitekt des Berliner Stromversorgers, hatte sich bei seinen Bauten an das erstmals 1925 von der Bewag veröffentlichte „Pflichtenheft“ zu halten. Es diente als Bauvorschrift für den elektrischen Ausbau der Abspannwerke. Abspannwerke nahmen in der Hierarchie der Stromversorgung die oberste Position ein. In der Hierarchie folgten die Stützpunkte, Umformwerke, Netzstationen und Gleichrichterwerke, viele davon noch heute prägend für das Berliner Stadtbild.

Das Abspannwerk Leibniz wurde auf einem ungleichmäßigen Grundstück erbaut, weshalb es sein Grundriss zur Niebuhrstrasse hin ebenfalls ist. Das Gebäude wurde um eine Mittelachse herumgeplant. Ein innerer Lichthof liegt längs der Querachse. Müller verwirklichte nur den ersten Bauabschnitt, 1951 erfolgte durch die Bewag ein Anbau nach Norden hin. Der sechsgeschossige, in nur sechs Monaten errichtete Bau Müllers besticht durch seine einfachen Gebäudevolumina. Die Fassade wird durch ein klares System aus Proportion und Massengliederung strukturiert. Bedingt durch das Tragsystem Stahlskelett waren die Öffnungen und Fenster für den Architekten frei anzuordnen und konnten sich somit einer reinen Ästhetik verschreiben. Die scharf in die Backsteinfassade eingeschnitten Fensteröffnungen evozieren eine symmetrische Gliederung der Fassade. Sämtliche Bewag-Bauten Müllers zeichnen sich durch eine Architekturauffassung aus, die fast vollständig auf dekorativen Schmuck verzichtet und einfache Grundformen bevorzugt. Beim Abspannwerk Leibniz beschränkt sich die Dekoration auf das Hauptgesims, das mit einem sechsstufigen Würfelfries versehen ist. Die technischen Funktionen des Innenraums sind nicht an der Fassade abzulesen. Ebenso wenig wie die komplizierte räumliche Ordnung im Inneren. So variierten beispielsweise die Geschosshöhen von 1,20 m bis 5,60 m. Vierzehn verschiedene Ebenenvorsprünge mussten beim Umbau miteinander verbunden werden, was dem MetaHaus den Charme des Außergewöhnlichen verleiht.

Die Bewag hat ein Konzept zur Weiter- bzw. Umnutzung der nun stillgelegten Gebäude der Berliner Stromversorgung erarbeitet. Denn ihr geschichtlicher und architektonischer Wert ist inzwischen unbestritten. Ein neuer Funktionszusammenhang musste gefunden werden. Die Herausforderung bestand darin, das Gebäude an moderne Arbeitsbedingungen und Lebensbedürfnisse anzupassen und dabei das historische Ambiente, das Besondere des Baus zu erhalten. Die Berliner Corporate-Design-Agentur MetaDesign hat als eine der ersten den Wert dieser geschichtsträchtigen Gebäude als Firmensitz erkannt und ist neuer Nutzer des Abspannwerks Leibniz in Charlottenburg. Beim Umbau des Gebäudes spielten verschiedene Grundsätze eine wichtige Rolle. Gebäudevolumen und Fassade stellen eine Einheit dar und waren deshalb in ihrer Einheit zu erhalten. Altes und Neues sollten nebeneinander bestehen und sich gegenseitig ergänzen. Die technischen Einrichtungen und Besonderheiten wurden, wenn möglich, erhalten und in das Nutzungskonzept integriert. Zu berücksichtigen und einzuhalten waren die Richtlinien des Denkmalschutzes. Unter Denkmalschutz stehen die Kranhalle, Leitwarte, Fassade und die ehemalige Phasenschieberhalle.

Das MetaHaus liefert die räumliche Struktur, in der sich ästhetische, konzeptionelle und technische Vorstellungen moderner Arbeitswelten realisieren lassen. Auf ca. 7000 m2 und auf fünf bzw. sechs Etagen entfaltet sich die neue MetaWelt. An oberster Stelle des Nutzungskonzepts stand die räumliche und technische Vernetzung sowie die Kommunikation zwischen den vier Gebäudeteilen und deren Etagen. Die offenen Strukturen, die Chancen und Entwicklungspotentiale für Klarheit und Qualität in der Kommunikation wurden nicht verbaut. Das Gebäudekonzept zielt auf ein Raumensemble, das Kommunikation und Einzelarbeit im Wechsel von Teamraum Studios, Begegnungsinseln und Oasen kreativer Ruhe ermöglichen soll. Ein Schwerpunkt der MetaKultur sind Transparenz und Blickbeziehungen. Diese Grundsätze spiegeln sich auch in der neuen Architektur wider. Soweit es die bereits vorhandenen architektonischen Gegebenheiten zuließen, wurden Wandausschnitte, innen liegende Fenster, Brücken, Fahrstühle, offene Treppenanlagen, großzügige Glastüren und Schleusen geschaffen. Die innere Struktur des Gebäudes gleicht sich so Kreuzungen und Plätzen im urbanen Umfeld an. Die künstlerische und ästhetische Integrität von Müllers Werk wurde bewahrt.

Ein besonderes Raffinement der MetaHaus-Architektur ist die ehemalige Leitwarte, die freigelegt wurde und nun im Raum zu schweben scheint. Zwei Stockwerke hoch, metarot leuchtend, wird sie abends angestrahlt und ist bereits von der Leibnizstrasse aus zu sehen. Die Leitwarte, früher Herz des Abspannwerks, nun zum Besprechungsraum umfunktioniert, ist etwa 50 qm groß und wurde mit einer abgehängten Lichtdecke versehen. Die Schaltanlage mit hunderten von historischen Knöpfen, Schaltern und Hebeln wurde erhalten. Im vierten Stock, in den die MetaBox quasi herein schwebt, befindet sich der so genannte Switch. Hier werden Gäste empfangen und in die entsprechenden Räume weitergeleitet. Gleich nebenan sind über die in eine andere Ebene führenden Treppen die Vorstandsbüros zu erreichen. Sie erstrecken sich über zwei Geschosse und sind mit umlaufenden Fensterbändern versehen. Transparenz und Offenheit ein Merkmal auch hier. Durch die historischen Fenster schaut man auf den mit einem Sheddach versehenen Innenhof des MetaHauses, der für vielseitige Nutzungen vorgesehen ist. Die weiterhin benutzbaren Bestandstüren der ehemaligen, Parterre liegenden Trafokammern, zum Innenhof offen stehend, bilden ihren ganz eigenen Rhythmus. Räumliche Flexibilität ist ein Leitgedanke der MetaKultur, deshalb auch ein Leitgedanke der neuen Architektur.

Hinter dem MetaHaus wurde ein abschließbarer und überdachter Raum für ca. 80 Fahrräder untergebracht. Der Blick schweift weiter auf eine denkmalgeschützte Arbeitersiedlung aus den 1920er Jahren. Für die Begrünung des Hofes wurden unterschiedliche Gras- und Farnarten, Lavendel und Weinranken gewählt. Vor der Cafeteria spenden Ahornbäume Schatten. Während an den Zäunen blaublumige Kletterpflanzen sowie weinrote und weiße Kletterrosen ranken.

Innenarchitektur – Schlichtheit und Qualität

Das Abspannwerk Leibniz eignet sich besonders als Bürogebäude, weil sein tragendes Stahlskelett ein flexibles Reagieren auf neue Raumaufteilungen zulässt. Das Gebäude wurde in 19 autarke Einheiten unterteilt. Dabei handelt es sich um Ensembles mit Großraum- und Einzelbüros inklusive den Besprechungsräumen, WCs, Teeküchen und Serverraum oder Räume für Sondernutzungen. Dazu zählen beispielsweise die Lobby in der ehemaligen Kranhalle mit dem größten erhaltenen innen liegenden Kran (10 t) Berlins, ein Ausstellungsraum mit historischer Patina, darüber die Bibliothek mit eiserner Wendeltreppe, eine Cafeteria und ein Loungebereich in den ehemaligen Trafokammern, ein Veranstaltungsraum und die Dachterrasse. So genannte Think Tanks dienen als Rückzugsraum für die Mitarbeiter. Die vier Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft bilden die Gestaltungsgrundlage für diese Räume. Hier gibt es sowohl Sitz- als auch Liegemöglichkeiten.

Das MetaHaus Projektteam entwickelte zusammen mit den Innenarchitekten Fischer und Abtahi (jetzt Fischer Innenarchitekten) in langjährigen Planungen die Innenarchitektur und technische Infrastruktur des MetaHauses. Bevor man zur jetzigen Innenarchitektur fand, wurde im ehemaligen Standort von MetaDesign in der Kreuzberger Bergmannstraße ein Referenzraum für den im Abspannwerk genannten „Teamraum Studio“ eingerichtet. Die Anordnung der Schreibtische, Schränke und Servicebereiche (für Drucker, Scanner etc.), neu entworfene Stauraummöbel, die Strom- und Netzwerkversorgung mit einer unter der Decke laufenden Trasse und ein Konferenzbereich konnten in natura erprobt werden. Ebenso das Wegesystem und der offene Zugang zu den Fenstern. Die Mitarbeiter wurden zu ihren Eindrücken, Präferenzen und Verbesserungsvorschlägen befragt. Deshalb ist das neue MetaHaus optimal für seine Mitarbeiter eingerichtet.

Helligkeit ist ein Grundsatz des Inneneinrichtungskonzepts des MetaHauses. Die Wände und Decken sind Weiß gestrichen. Wenige Farbflecke wirken belebend auf das Ambiente. Die Meta Hausfarbe Rot wurde bis auf den Anstrich der ehemaligen Schaltwarte, jetzt die MetaBox, nicht verwendet. Die bestimmenden Materialien sind Aluminium, Glas, helles Holz, Linoleum und Filz und wiederholen sich an mehreren Stellen des MetaHauses. So findet beispielsweise Aluminium Verwendung an den Türgriffen, Fenstereinfassungen und der neuen MetaTrasse. Birkensperrholz an den Elektranten und in den Bädern und WCs und Küchen. Die Materialien werden offen gezeigt und sind weitgehend naturbelassen.

Teamraum Studios – Kommunikation und Mobilität

Maßgeblich für die Firmenkultur von MetaDesign ist eine moderne flexible Teamarbeitsstruktur, die menschliche Kommunikation und Begegnung ermöglicht. Alle Räume haben eine Funktion bzw. erfüllen viele Funktionen. Keine Büros sind explizit Personen zugeordnet. Wechselnde Konstellationen und flexible Gruppen von Mitarbeiten stellen besondere Anforderungen an die Raumstruktur und die Möblierung. Beide müssen flexibel einsetzbar gestaltet werden. Deshalb wurden modulare Arbeitsstationen geschaffen. Die Großraumbüros, 10 finden sich insgesamt im MetaHaus, sind für 12 bis 23 Arbeitsplätze konzipiert. Neue Stahlteile wurden durchgehend in einem dunklen Anthrazit-Ton gestrichen. Die alten hingegen in einem helleren Ton. In jedem Teamraum Studio befindet sich eine gekühlte und akustisch gekapselte, weiß verkleidete Serverbox, die von außen wie ein raumhoher Schrank wirkt, des Weiteren eine Besprechungsbox, deren Vorderfront verglast wurde und die mit Akustikdecken versehen ist. Auch hier spiegelt sich der Grundsatz Transparenz der MetaKultur wider. Neben den Studio-Einheiten gibt es zusätzlich noch vierzehn abgeschlossene Büros mit ein bis drei Arbeitsplätzen.

Möbilierung – Individualität und Funktionalität

Das Möbelstück beschreibt nicht mehr Territorialität, sondern ist vielmehr ein Werkzeug, das verschiedenen Nutzern und Nutzeransprüchen genügen muss. Die Ausstattung der Arbeitsplätze hängt von der thematischen Anbindung ab, die sich wandelt. Viele der im neuen MetaHaus verwendeten Möbel wurden eigens für den neuen Firmensitz entworfen und hergestellt. Handelsübliche Möbel-Systeme wurden nicht eingesetzt, weil sich diese für den gesuchten Zweck als zu unflexibel erwiesen. Alle Möbel sind zerleg- und/oder fahrbar. Der Grundtisch misst 160 x 180 cm und besteht aus Schichtholz mit grauem Linoleum als Arbeitsplatte. Die Beine sind höhenverstellbar und zum besseren Verstauen abschraubbar. Auf Wunsch erhält der MetaMitarbeiter einen Container zum Verstauen diverser Unterlagen. Die rollbaren Garderoben- und Materialschränke bestehen aus einer durchgefärbten MDF. An den Endwänden der Teamräume findet man Metallregale, die als Stauraum dienen. Diese werden mit verschiebbaren Filzvorhängen verhängt, die orange, grau oder blau sein können. Diese Vorhänge wurden mit Metallstreifen versetzt, damit Arbeitsmaterial mit Magneten daran befestigt werden kann. Ästhetik wird so mit der praktischen Anwendbarkeit im Arbeitsalltag kombiniert. Die Verwendung von natürlichen Werkstoffen stellt einen Grundsatz bei der Einrichtung des MetaHauses dar.

Teeküchen – Entspannung und Begegnungen

Insgesamt 16 Teeküchen laden zu formlosen Begegnungen ein und fungieren als Treffpunkt für die Mitarbeiter. Corporate Culture war auch hier Leitsatz der Gestaltung. Die speziell für das MetaHaus konzipierten Küchenschränke sind in unterschiedlich farbigen Laminaten (Kiwi-Grün, helles Sonnengelb, Blaugrau, Siena, Eierschale) bezogen, je nach Standort verschieden. Durch ihre verschiedene Farbigkeit kommunizieren sie Orte. Birkensperrholz für die offenen Abstellboards und opakes Glas als Wandverkleidung vervollständigen das Materialkonzept. Farblich variierend dazu in schwarz, siena oder graumeliert auch der Fußbodenbelag aus Linoleum. Im Grundkorpus befinden sich je ein Kühlschrank, eine Geschirrspülmaschine und Anschlüsse für eine Kaffeemaschine. Die Küchen sind gesondert entlüftet.

Sonderräume – Raum und Ambiente

Als Entrée zur MetaWelt fungiert die etwa 10 m hohe Lobby, die der Besucher durch die Glastoranlagen an der Leibnizstraße betritt. Dort trifft er sogleich auf ein Relikt des Abspannwerks, das unter Denkmalschutz steht: Berlins größter innen liegender Kran, der mit einer speziellen Lichtinstallation in Szene gesetzt wurde. Hoch oben hängt nicht nur dieser Kran, sondern auch eine nachträglich eingebaute, frei gespannte Brücke, die die Bauteile B und D des Gebäudes auf der 2. Etage miteinander verbindet und so eine kürzere und direkte Wegeführung ermöglicht. Über zwei Fahrstühle gelangt der Besucher oder MetArbeiter dann beispielsweise in die 5. Etage, wo sich der Switch befindet. Er ist ein strategisch wichtiger Ort des Gebäudes und mit zwei Empfangsarbeitsplätzen ausgestattet. Die Bauteile B, D und A werden durch ihn miteinander verbunden. Darüber hängt die freigestellte Metabox, deren leuchtendes Rot in den Raum hinein reflektiert und so die Corporate-Design-Assoziation transportiert.

Das Bibliothek- und Zeitschriftenarchiv erstreckt sich über zwei Ebenen und bietet von den Leseplätzen aus einen Ausblick in die Lobby und auf den historischen Kran. Eine eiserne Wendeltreppe führt in den oberen Raumteil, in dem sich das Medienarchiv befindet. Der große Vorraum wird als Treffpunkt und Kopierstation genutzt.

Für kulturelle Zerstreuung sorgt der ca. 7 m hohe Ausstellungsraum und die Galerie, untergebracht in der ehemaligen Phasenschieberhalle und den mit historischen Tonnengewölben versehenen Trafokammern. Die erhaltene, kleine manuelle Krananlage wird auch weiterhin genutzt. Ebenso wie die zum Innenhof führenden Bestandstore, die eine Verdunkelung der Trafokammern ermöglichen.

Der von drei Seiten mit Fenstern versehene Veranstaltungsraum in der oberen Etage des Bauteils A bietet Platz für bis zu 199 Personen. Dort finden Seminare, Präsentationen, Konferenzen und Events statt. Der lichte Raum ist mit Eichenparkett ausgestattet. Die Medienversorgung erfolgt über Bodentanks in drei Doppelbodenstreifen. In allen Fenstern befindet sich eine elektrisch gesteuerte Verdunklungsanlage.

Ein Highlight des Gebäudes ist die über dem Veranstaltungsraum liegende, um 160 qm große Dachterrasse, die den Blick über Berlin eröffnet. Eschenbohlen bedecken den Boden, ein hoher Gitterzaun umsäumt die Terrasse.

Der mit einem Sheddach versehene Lichthof dient als kontemplatives Zentrum des Gebäudes. Bewusst wurde er von Möbeln freigehalten und ist nicht zweckbestimmt. Müller verwendete als Baumaterial im Hof den „Berliner Klinker“ gelblicher Färbung, der sich vom roten Backstein der Fassade absetzt. Der Innenhof spielt auch bei der Klimaregelung des gesamten Gebäudes eine zentrale Rolle. Durch Unterdruck sorgt die natürliche Belüftung über die Lüftungsschlitze an den neuen Fenstern der anliegenden Büros für den Frischluftausgleich.
Heizungs- und Belüftungssystem – Ökologie und Ökonomie

Im MetaHaus gibt es keine Klimaanlage im herkömmlichen Sinn. Das Zusammenspiel einer speziellen Fensterkonstruktion, der überdachte Innenhof und ein ausgeklügeltes Lüftungssystem sorgen für ein gutes Raumklima. Die alten, klappbaren Stahlsprossenfenster wurden erhalten und innen durch neue Fenster ergänzt. Diese sind mit einem Belüftungsschlitz mit Schieberegler und einem Schalldämpfer versehen. So kann der Raum ohne akustische Störungen durch Öffnen der Fenster mit Frischluft versorgt werden. Die Luft wird dann weiter in den Innenhof transportiert, wo sie durch die regelbaren Glas-Sheddächer entweichen kann. Durch Lüftungsaggregate in der Deckenkonstruktion werden in der Nacht auch die Zwischenräume (z.B. Technikböden) mit kühler Frischluft versorgt. Diese nächtliche Bauteilkühlung ist sowohl ökonomisch als auch ökologisch effektiv. Ein Fernwärmesystem sorgt über Spiralrippen-Industrieheizkörper für Wärme. Zur Wärmedämmung wurde die gesamte Innenseite der Außenwand mit Dämmputz mit raumseitiger Dampfsperre verkleidet. So wird die sich in der Außenwand befindliche Stahlkonstruktion vor Erosion geschützt.

MetaLeitsystem – Orientierung und Transparenz

Das MetaLeitsystem, auch OLI (Orientierungs- und Leitsystem) genannt, besteht aus einer Farb- und einer Buchstabencodierung für die einzelnen Bauteile und Etagen (A, B, C, D) und dient der besseren Orientierung im Gebäude. Ergänzt wird es durch einen Übersichtsplan. Die Farb-, Buchstaben- und Zahlenstruktur wird sich von den Übersichtsschildern über die Türschilder bis hin zur Bezeichnung von Druckern und Netzwerk ziehen. Als Farben wurden Aubergine, Grün, Blau und Orange gewählt. Für die Konferenzräume und die Metabox wurde ein bei MetaDesign entwickeltes elektronisches Leitsystem installiert.

Sonstige Elemente – Materialität und Ästhetik

In den Arbeitsräumen wurde dunkelgrauer, antistatischer Wollweb-Teppichboden verlegt, in den Fluren grau gemasertes Linoleum, in der Lobby und im Lichthof Asphaltplatten, im Veranstaltungsraum Eichenparkett. Besondere akustische Maßnahmen wurden in Konferenz-, Veranstaltungs- und Besprechungsräumen getroffen. Die Untersichten der Stahlsteindecken blieben unverkleidet und sämtliche technische Installationen wurden sichtbar geführt. Die eingefügten Raumtrennungen und neuen Fenster, die als Blendschutz dienenden handbetriebenen und elektrischen Jalousien sowie die Tür- und Fensterbeschläge wurden in Aluminium gewählt. Das Lichtkonzept des MetaHauses wurde speziell für Bildschirmarbeitsplätze konzipiert, die Raumdecken zur besseren Reflektion in einem kalten Weiß-Ton gestrichen. Das Grundlicht besteht aus einer indirekten Beleuchtung. Hinzu kommen Arbeitsplatzleuchten zur individuellen Anwendung.

MetaTrasse – Von fahrenden Steckdosen und dem Ende des Kabelsalats

Das MetaHaus Projektteam hat zusammen mit Fischer Innenarchitekten die MetaTrasse entwickelt. Es handelt sich um eine Kombination aus Licht- und Netzwerktrasse, die an der Decke angebracht ist. Von den Etagenservern sowie den dazugehörigen Zuleitungen und Elektrantenmöbeln aus werden sämtliche Daten- und Stromleitungen über die Energie- und Brückenkanäle ringförmig im Grundriss verteilt. Ziel war es, die Licht- und Netzwerkversorgung von der Wand weg zu verlagern, um einen ungehinderten Zugang zu den Fenstern zu ermöglichen und unter der Decke eine flexible Reichweite sowie Revisionierbarkeit herzustellen. Außerdem wollte man aus ästhetischen Gründen eine Abhängung der Decke vermeiden und nicht auf das Nachtkühlungssystem verzichten. Klassische Verkabelungsarten waren nicht möglich, so dass eine bewegliche Schiene konzipiert wurde. Der Erreichungsradius des Auslegers versorgt zwei Arbeitsplätze. Am Arbeitsplatz befindet sich der im etwa 3,20 m breiten Versorgungsfeld frei bewegliche Elektrant aus Birkensperrholz. Die Schreinerarbeiten wurden bis ins Detail geplant. So läuft beispielsweise die Maserung des Birkensperrholzes um alle vier Seiten des Elektranten herum. Im Elektranten befinden sich die Anschlüsse für das Netzwerk und den Strom und sind jederzeit für die Techniker leicht und schnell revisionierbar. Vom Elektranten führt ein Rohr hin zu den beweglichen, an der Decke angebrachten Auslegern. Das Rohr sowie die Ausleger bestehen aus eloxiertem Aluminium. Sämtliche Kabel werden von einem Schutzschlauch umgeben.

Insgesamt werden 160 Arbeitsplätze mit dem deckengeführten Verkabelungssystem versorgt. Aluminium ist das hauptsächlich verwendete Material, das auch im MetaHaus mehrfach zur Verwendung kommt. Die Bügel, an der das System befestigt ist, sind höhenverstellbar und können sich so verschiedenen Raumhöhen anpassen. Des Weiteren besteht die MetaTrasse aus einer oberen und einer unteren Wanne. Durch die untere laufen die Netzwerkkabel, durch die obere die Stromkabel. Dazwischen befinden sich Steckplätze für Netzwerk und Strom. Ein hohes Maß an Funktionalität kennzeichnet die modular aufgebaute Konstruktion, die durch eine klare und reduzierte Formensprache besticht.

Kommentare