Versuchssiedlung Schorlemer Allee in Berlin

von Claudia Simone Hoff

Architekt: Wassili und Hans Luckardt, Alfons Anker
Baujahr: 1925 – 1930
Adresse:
Schorlemerallee 7a – 23a
Berlin-Zehlendorf (Dahlem)
Privathäuser

Die Schorlemerallee wurde 1901 als „Straße 35“ geplant. Sie erhielt auf Wunsch des Kaisers zusätzlich einen Reitweg. Die Grundstücke sollten nach dem Kyllmann-Plan (1899 – 1901) mit villenähnlichen Landhäusern bebaut werden, aber erst mit dem Bau der U-Bahn 1911 setzte ein reger Baubetrieb ein.

Die Siedlung zählt zu den wichtigen Bauten der Neuen Sachlichkeit in Berlin. Es sind drei verschiedene Bauetappen, die sich durch unterschiedliche Konstruktionsweisen (u. a. existieren massive Mauertechnik und Stahlskelettbauweise nebeneinander) auszeichnen, zu erkennen. Um die herausragenden architektonischen Merkmale der Siedlung auf einen Punkt zu bringen: reduzierte klare Formen, weißer Beton, Stahlskelettbauweise. Es entstanden eine Reihenhausanlage, ein Atelierhaus sowie Einzel- und Doppelhäuser.

1925 wurden die Reihenhäuser in der Schorlemerallee 13 – 17a sowie 19 – 23a erstellt. Die Einfamilienhäuser in der Schorlemerallee 7 – 11 aus dem Jahr 1928 waren die ersten Stahlskelett-Wohnbauten Berlins. Anfang der 30er Jahre wohnte in der Nr. 7a der Filmregisseur Fritz Lang und seine Frau, die Filmautorin Thea von Harbou, welche die Drehbücher zu seinen Filmen schrieb („M“, „Metropolis“, „Nibelungen“). Die Architekten bezogen selbst Bauten ihrer Versuchssiedlung: Die Brüder Luckhardt wohnten in der Nr. 17a, Alfons Anker in der Nr. 19.

Als Versuchssiedlung wurde die Anlage deshalb bezeichnet, weil sie einige radikal neue stilistische und technische Merkmale aufwies, u. a. kubisch gestaffelte Baukörper, Flachdach, Stahlskelett- bzw. Stahlbetonbau aus vorgefertigten Bauteilen. Die relativ kostengünstige Bauweise der Häuser und Wohnungen sollte auch weniger vermögenden Einkommensschichten ein Wohnen im Grünen ermöglichen.

Kulturelle Ereignisse der Zeit:

Bauhausgebäude von Walter Gropius in Dessau (1925).
Erste Rolltreppe Berlins im Kaufhaus Tietz in der Leipziger Straße (1925).
1929 erscheint Alfred Döblins Roman „Berlin Alexanderplatz“.
1930 übernimmt Ludwig Mies van der Rohe die Leitung des Bauhauses in Dessau.

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