Gar nicht so trocken: Droog Design

Von Claudia Simone Hoff





Ausstellung "simply droog - 10 + 1 years of creating innovation and discussion" im Museum Bellerive, 2005 in Zürich [Fotos: C. Hoff]

Droog Design wurde 1993 von den zwei Designkritikern Gijs Bakker und Renny Ramakers mit dem Ziel gegründet, zeitgenössisches niederländisches Design zu fördern und auszustellen. Droog bedeutet im Niederländischen nüchtern, herb, dröge oder trocken und bezeichnet durchaus ein Design-Konzept. Was aber nicht bedeutet, dass Droog Design langweilig ist - im Gegenteil. Droog Design ist ein Netzwerk von ständig wechselnden Designern aus aller Welt.

Droog Design zeichnet sich durch Ideenreichtum und eine, auf den ersten Blick vermeintliche Einfachheit aus. Bei näherem Hinsehen besticht diese Einfachheit jedoch durch ein genau ausgeklügeltes Konzept, das oft mit einem Schuss Ironie und Witz, mit etwas Spielerischem gepaart ist. Ein Beispiel dafür ist die weiß geflieste Küche ("Tile Kitchen") der Designer Peter van der Jagt, Erik-Jan Kwakkel und Arnout Visser aus dem Jahr 2001. Die gesamte Küche ist eine Eigenkonstruktion, wobei es keine klassischen Unter- oder Oberschränke gibt. Neben den steril wirkenden weißen Fliesen fallen dem Betrachter sogleich einige außergewöhnliche Details ins Auge: In die Rückwand der Küche eingemauert sind beispielsweise ein Aufhänger für Geschirrhandtücher und Kochutensilien, Magnete für Messer u. Ä. sowie eine Halterung für (Koch-)Bücher. In die Arbeitsplatte eingelassen sind einige Gasflammen, ein Loch, das direkt in den Mülleimer führt sowie ein Waschbecken. Der Reiz dieser Küche entsteht durch die Material- und Formenwahl: Die weißen Fliesen sind ein eigentlich simpler, allseits bekannter Baustoff, werden aber für Funktionen verwendet, in denen sie üblicherweise nicht vorkommen.

Einer witzigen und zugleich umweltschonenden Idee liegt der Rag Chair des Designers Tejo Remy zugrunde: Alte Kleidung wurde mit Metallbändern so zusammen geschnürt, dass daraus ein bequemer Sessel entstand. Typisch für das Droog Design ist auch die Wand, die zwischen zwei Gärten aufgestellt werden kann: In die Wand hinein sind Freiräume gefräst, in denen sich Gartengeräte wie eine Gieskanne oder eine Schaufel befinden, und auf die der Gartenarbeiter von jeder Seite der Wand Zugriff hat. So spart man Geld und Zeit! Als Ressourcen schonend erweist sich auch ein weiteres Projekt: Statt einer industriell oder handwerklich produzierten Sitzfläche nimmt der Droog-Designer einen Baumstamm und bringt an dessen Rückseite die Bronzeabgüsse klassischer Stuhllehnen an. Entstanden ist diese Bank des holländischen Designers Jurgen Bey im Rahmen des Projekts "Couleur Locale" für die deutsche Kleinstadt Oranienbaum.

[Foto: C. Hoff]

Droog Design ist sehr aktiv in der weltweiten Ausstellungsszene tätig. Wer also Lust hat, die Produkte des Design-Kolektivs mal im Original zu sehen und zugleich in den Genuss von außergewöhnlichen Ausstellungskonzeptionen kommen möchte, oder einfach die Produkte online anschauen möchte, kann sich hier informieren:

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