Ausstellungstipp: William Wauer und der Berliner Kubismus





[Fotos: Georg-Kolbe-Museum]


Ausstellung im Georg-Kolbe-Museum, Berlin
Bis 19. Juni 2011

„Der Berliner Bildhauer William Wauer hat als Erster in Europa die reine kubistische Plastik geschaffen.“ (Rudolf Blümner, 1921)

Im Zentrum der Ausstellung steht das plastische Werk des Berliner Künstlers William Wauer. Er trat ab 1916 in Herwarth Waldens legendärer Avantgarde-Galerie „Der Sturm“ auf der Potsdamer Straße als Bildhauer und Maler in Erscheinung, nachdem er vorher unter anderem erfolgreich als Theater- und Filmregisseur gearbeitet hatte. Seine Skulpturen zeichnen sich durch eine kantig-geometrisierte Abstraktion aus und führten insbesondere im Bereich der Porträtplastik zu einer völlig neuen Ausdrucksform. Sein berühmtestes Werk, die „Monumentalbüste“ von Herwarth Walden, ist zu einem Inbegriff formaler Radikalität der deutschen Moderne geworden. 1937 wurden Wauers Werke als „entartet“ diffamiert. Neben den Porträts schuf er eine größere Anzahl Figuren, die im Sinne einer „rhythmisch gebändigten Dynamik“ (Wauer) von raumgreifenden Bewegungslinien durchzogen sind und bis heute ihre formale Aktualität erhalten haben.

Berlin war in den Jahren vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg ein internationaler Knotenpunkt der Moderne, in dem sich unterschiedliche Strömungen und Stilformen manifestierten und gegenseitig überlagerten. Die Ausstellung „William Wauer und der Berliner Kubismus“ untersucht die bislang wenig beachteten Einflüsse des Kubismus auf die Bildhauerei der späten Kaiserzeit und Weimarer Republik. Die bewusst plakativ gewählte Begriffsneuschöpfung „Berliner Kubismus“ dient der Aufdeckung und Sichtbarmachung von Tendenzen, die hierzulande bislang nahezu vollständig unter dem Begriff des „Expressionismus“ verborgen waren oder von ihm vereinnahmt wurden.

Der französische Kubismus lieferte für die Bildhauerei die wesentlichen Impulse für eine geometrisierte Reduktion der Körper auf die Grundformen Kubus, Zylinder, Konus und Pyramide. Doch dies ist nur ein Aspekt. Entscheidend war bei der Übertragung der kubistischen Mittel von der Malerei auf die Bildhauerei auch ein neuartiges Raumverständnis im Hinblick auf eine vollplastische Entfaltung und Durchdringung von Flächen, Massen und Umraum. Das „Kubische“, wie es im deutschen Kunstgespräch bereits im Zusammenhang archaischer und außereuropäischer Skulptur behandelt wurde, war für die avantgardistische Bildhauerei der Epoche ein wesentlicher formaler Bezugspunkt.

[...] Viele avantgardistische Skulpturen aus dieser Zeit habenden Bildersturm der Nationalsozialisten sowie die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs nicht überstanden und sind nur noch in Fotografien erhalten. Neben Skulpturen und architektonischen Entwürfen werden deshalb auch Bildtafeln den Besucher in die Formenwelt des „Berliner Kubismus“ einfuhren. [Text, gekürzt: Museum]

http://www.georg-kolbe-museum.de/