Gartenfreu(n)de

Meine Freundin hat Geschmack.Damit ihre Terrasse ebenso schick wie ihr Wohnzimmer ist, hat sie keine Mühen und Kosten gescheut. Vorbei die Zeiten billiger weißer Plastikstühle, stilistisch fragwürdiger Blumentöpfe und geschmackloser Hollywood-Schaukeln. Jetzt wird aufgerüstet. Und deshalb ist der saftig grüne Rollrasen meiner Freundin genau abgestimmt auf das quadratische Fliesenraster aus Beton. Damit dessen makelloses Grau erhalten bleibt, müssen Partygäste den Rotwein auf dem Rasen trinken. Chips sind sowieso tabu. Nicht der Figur wegen, nein. Fettflecken auf dem Betonboden sind das viel größere Schreckgespenst. Können die mit etwas Anstrengung gerade noch vermieden werden, ist die schneeweiße Stoffmarkise fortwährend in Gefahr. Denn Luzern ist nicht Miami und ein prasselnder Sommerregen stets bedrohlich nah. Kaum hat man sich an das ehemals jungfräuliche und nun rostig befleckte Weiß gewöhnt, folgt der nächste Gartengau. Zugegeben, Willi Guhls Sessel „Loop“ von Eternit ist ein Designklassiker. Ganz schön kostspielig zwar, aber was tut man nicht alles dafür, dass die Terrasse zur adäquaten Verlängerung des Designer-Wohnzimmers wird? „Loop“ jedenfalls ist mit einer wirklich feinen Form versehen. Weniger fein ist indes sein Sitzkomfort. Selbst mit dem passenden Kissen. Steinhart – oder sollte man besser sagen Faserzementhart? – sitzt man auf dem schön geschwungenen Ding. Egal, sagt der Design-Aficionado und schaukelt noch ein wenig hin und her, ehe er Zuflucht sucht auf einem Drahtgestell. Das trägt den schönen Namen „Re-trouvé“ und ist ein Gartensitz von Emu. Sehr hübsch anzusehen. Auch weil er im Unterschied zu „Loop“ türkis, rot oder grün, keinesfalls jedoch mausgrau ist. Was sowieso viel besser zum Sommer passt, wie ich finde. Nun ja, schließlich ist seine Designerin Patricia Urqiola Spanierin und hergestellt wird er im Land, wo die Zitronen blüh’n. In Italien wäre ich übrigens jetzt auch ganz gern. Selbst wenn ich auf einem weißen Plastikstuhl sitzen müsste. [Text: Claudia Simone Hoff]