Amerika, Amerika

Neulich habe ich einen Toaster gesehen, der Kaffee kochen kann. Er glänzte silbrig-türkis und war schnittig in der Form. Neben den Schlitzen für das Brot war der Toaster mit einem Brühmechanismus ausgestattet und eine integrierte Porzellantasse gab es auch. Das glauben Sie nicht? Dann fahren Sie mal nach Amerika. Dort gibt es Dinge, über die man als Europäer nur staunen kann. Wegen ihrer unsinnigen Funktionen, ihres verspielten Designs oder ihrer schieren Größe. Dabei haben wir es doch schon immer gewusst: Amerika ist anders, weil Amerika anders isst. Oder wie würden Sie erklären, wofür man drei in Reihe geschaltete Schnellkochtöpfe, komplette Koffersets mit Utensilien für die heimische Donut- und Muffin-Massenproduktion oder absurd überdimensionierte Thermosbecher braucht? Das funktioniert nur, weil im Land der unbegrenzten Möglichkeiten die Hamburger drei Mal so groß wie bei uns und eine kleine Cola im Fast-Food-Restaurant einen Liter fasst. Der amerikanische Markt jedenfalls scheint es herzugeben und beschenkt die Welt nicht nur mit Toastern, die auch Kaffee kochen können. Ebenso gibt es Pappbecher mit aufgemalten Mündern und Nasen – so dass man beim Trinken mal eben seine Identität wechseln kann – Lappen mit integrierten Schwämmen, Wasserkochern aus Glas oder Scheren, die Pizza schneiden. Doch das ist längst noch nicht alles. In Amerika sind To-go-Produkte das Thema der Saison. Auch hier schreckt der Amerikaner vor nichts zurück. An die überdimensionierten Warmhalteungetüme aus kunterbuntem Plastik haben wir uns ja gerade noch gewöhnt. Doch folgt ein visueller Tiefschlag dem anderen. Das habe ich in Chicago selbst gesehen. Auf einer Haushaltswarenmesse entdeckte ich einen Thermosbecher, der nicht umfallen kann. Egal, wie hart man ihn boxt. Mit einem speziellen „Saugnapf“ versehen, klebt er nämlich felsenfest am Tisch. Komme, was wolle.

Claudia Simone Hoff