Observation

Kein Plot, nur Szenen. Wie kann man ein Leben erzählen als wäre es ein Faden, der sich abspult, eine Geschichte, in der sich eins aus dem andern ergibt, nahtlos und mit Konsequenz. Wie ist es möglich, ein solches Leben zu schildern – geschweige denn zu leben? Die fatale Aneinanderreihung durch das „und dann“. Stattdessen: Jeder Tag hat erstaunlich wenig mit dem Vortag zu tun. Wir gehen schlafen. Wachen auf. Gehen schlafen. Wachen auf. Die Konsequenz ist zerbrechlich. Es folgt wenig und noch weniger aus dem nächsten. Jede Handlung ist Reaktion, aber nicht auf den soeben vergangenen Moment, sondern auf eine Konstellation, die Wochen oder Jahre zurück liegen kann. Das Leben gibt es nicht. Nur Episoden.

[Rolf Dobelli]