Ausstellungstipp: Thomas Demand









[Fotos: Thomas Demand, VG Bild-Kunst, Bonn 2009]

Noch bis zum 17. Janur 2010 ist in der Neuen Nationalgalerie in Berlin die Ausstellung "Thomas Demand. Nationalgalerie" zu sehen.

Die umfangreiche Einzelausstellung widmet sich einem der wichtigsten Themen in dem facettenreichem Werk des 1964 in München geborenen Künstlers: Deutschland. Die rund 40 ausgestellten Arbeiten beschäftigen sich mit gesellschaftlichen und geschichtlichen Ereignissen in Deutschland, vorwiegend seit 1945. Es ist daher kein Zufall, dass die Ausstellung mit den Jubiläen zweier historischer Ereignisse der deutschen Geschichte zusammenfällt: der Gründung der Bundesrepublik Deutschland vor 60 Jahren und dem Mauerfall vor 20 Jahren.

Thomas Demands Arbeitsweise geht über die Fotografie hinaus: In der Regel dienen dem Künstler Bildvorlagen aus der Berichterstattung der Massenmedien als Ausgangspunkt für den Bau raumgreifender Skulpturen aus Papier und Pappe, die die zweidimensionale Vorlage in die Dreidimensionalität übersetzen. Diese räumlichen (Re)konstruktionen fotografiert der Künstler mittels Großbildkamera, bevor er die papierenen Skulpturen zerstört. Auf den Vorlagen vorhandene Gebrauchsspuren, Details und abgebildete Personen werden nicht in den lebensgroßen Nachbau übernommen. So entstehen Phantombilder von "Tatorten" abwesender Ereignisse, die einerseits bekannt erscheinen, andererseits ungreifbar bleiben.Demands rekonstruktive Beschäftigung mit Bildern, die eine Bedeutung tragen oder zu tragen scheinen, lenkt unsere Aufmerksamkeit auf unser Rezeptionsverhalten gegenüber visuellen Medien und deren Einfluss auf unsere Erinnerung. In der Ausstellung werden die Arbeiten durch hierzu entstandene Bildlegenden von Botho Strauß begleitet, die die Werke jedoch nicht erklären, sondern als eigenständige Texte neue Lesarten eröffnen.

Für das in der Ausstellung vor Augen geführte Erinnerungspanorama deutscher Geschichte könnte kaum ein Ort passender sein als die große Glashalle der Neuen Nationalgalerie. Mies van der Rohes Bauwerk stellt nicht nur eine Inkunabel der Nachkriegsarchitektur dar, sondern ist auch ein Symbol für das Selbstverständnis der BRD an der ehemaligen innerstädtischen Grenze.

Die Ausstellung wird von einer Publikation und der umfangreichen, wöchentlich stattfindenden Vortragsreihe "How German is it?" begleitet. Ausgehend von jeweils einem der gezeigten Werke, sprechen Künstler, Politiker, Wissenschaftler, Filmemacher, Schriftsteller, Soziologen, Unternehmer und Ökonomen aus dem In- und Ausland über Aspekte der deutschen Kultur, Gesellschaft und Geschichte. [Text: Museum]