Ausstellungstipp: Progetti e Oggetti - Alessi











[Fotos: Die Neue Sammlung/ Alessi]

Bis zum 19. September 2010 findet in der Neuen Sammlung in München die Ausstellung "Progetti e Oggetti - Alessi" statt.

Einer der ganz Großen des Designs – Alessandro Mendini – kuratiert und gestaltet für Die Neue Sammlung einen Rückblick auf die jüngsten 30 Jahre italienisches Design. Mendini fokussiert seine Ausstellung auf einen Protagonisten der Szene: das Unternehmen Alessi, das sich vom kleinen metallverarbeitenden Betrieb zur weltweit agierenden Ideenfabrik wandelte. Nicht nur mit seinen Produkten, sondern vor allem durch seine stilprägenden Ideen, Aktionen und Metaprojekte schrieb Alessi europäische Designgeschichte und ist Auslöser für Reflektionen über die Zukunft des Designs.

Alessandro Mendini spielt seit den 70er Jahren als Designer, Architekt und Theoretiker eine zentrale Rolle für die Entwicklung des italienischen Designs. Seine ungewöhnlichen, radikalen Ideen ließen ihn zum Vordenker und Impulsgeber der gestalterischen Avantgarde werden. Mendini gründete Gruppen wie Global Tools und Alchimia, leitete die bedeutendsten italienischen Designzeitschriften und verhalf mit seinen Theorien des Banal- und Re-Designs der Postmoderne zum Durchbruch. Universalität und Poesie kennzeichnen seine utopischen Visionen und stehen für ein Werk, das immer wieder die Grenzen zwischen den verschiedenen Künsten überschreitet.

Mit Alberto Alessi, der 1970 in den Familienbetrieb einstieg, arbeitet Mendini seit Ende der 70er Jahre zusammen – „eine Beziehung, die an diejenige von Peter Behrens mit der AEG erinnert“ (Alberto Alessi) – und ist für das Unternehmen als Architekt, Graphic und Product Designer, Designmanager und Berater tätig … und – als Geschichtsschreiber.

Die Designtradition bei Alessi, die von dem berühmten Tee- und Kaffeeservice „Bombé“ aus der unmittelbaren Nachkriegszeit über das „Bel Design“ der 50er und 60er Jahre und die Postmoderne bis zum pluralistischen Design der jüngsten Zeit reicht, bindet Mendini in kritischer Reflektion in sein Ausstellungskonzept ein und wirft damit zugleich ein Schlaglicht auf die Entwicklung des Designs in Italien. Besonders charakteristisch sind dabei die sogenannten Metaprojekte wie „Tea & Coffee Piazza“ (1983), oder „Tea & Coffee Towers“ (2003), in denen – ähnlich wie in den 50er Jahren – „reine“ Architekten eine klassische Designaufgabe gestalteten, wobei die Entwürfe jedoch als „multiples“, als Liebhaberobjekte präsentiert wurden.Mendinis Konzeption geht jedoch über die früheren Projekte des Unternehmens hinaus und richtet sich auch auf die Gegenwart mit ihren gewaltigen Umbrüchen: „We indeed believe that the set of issues characterizing Alessi now can be read within the frame of the many motions for change that are urgently pressing the design industry in different parts of the world these days.“

Damit thematisiert Mendini allgemeine Designstrategien und Problemstellungen des heutigen Designs, so etwa Nachhaltigkeit, Energiebilanz, Wiederverwertung, neue Technologien und Produktionsprozesse etc., aber auch Aspekte der kulturellen Dynamik zwischen Ost und West und die veränderte Ästhetik einer von raschen Wechseln geprägten globalisierten Welt.Diese Vorstellungen flossen in das neue Metaprojekt „Alessi der Zukunft“ ein: eine Art hypothetisches, soziokulturelles Szenario, das schließlich echte neue Projekte hervorbringen kann, so Alberto Alessi. Mit dem Unternehmen entwickelte Mendini die Anforderungen oder Hypothesen für ein Design der Zukunft. Daraus entstanden zehn weiterführende Projekte, die vielfach in Zusammenarbeit mit neuen Designern erarbeitet wurden. Die Objekte zeigen im Vergleich mit den Designklassikern von heute die veränderten Prämissen für kommende Entwicklungen, die als Herausforderung für das italienische Unternehmen ebenso wie für das Design weltweit interpretiert werden. Die Arbeit in der Traumfabrik geht weiter … [Text: Museum]