Ausstellungstipp: Die andere Seite des Mondes
[Hannah Höch, Siebenmeilenstiefel, um 1934, Hamburger Kunsthalle/ bpk
© VG Bild-Kunst, Bonn 2011, Foto: Christoph Irrgang]
Die andere Seite des Mondes - Künstlerinnen der Avantgarde
Kunstsammlung NRW, K20, Grabbeplatz, Düsseldorf
Bis 15. Januar 2012
Im Mittelpunkt der Ausstellung "Die andere Seite des Mondes" stehen acht Künstlerinnen, die in den 1920er und 1930er Jahren maßgeblich an den ästhetischen Neuerungen in Europa beteiligt waren. Durch ihr hohes künstlerisches Niveau, ihre zielstrebige Kontaktsuche und unbedingtes Engagement vernetzten sie sich stets im Zentrum der Avantgarde. Es sind Claude Cahun, Dora Maar, Sonia Delaunay, Florence Henri, Hannah Höch, Sophie Taeuber-Arp und die weniger bekannten Katarzyna Kobro und Germaine Dulac, deren Leben und Werke in der Ausstellung erstmals in dieser Zusammenstellung entdeckt werden können. Die Gesamtspanne ihrer künstlerischen Arbeiten umfasst unterschiedliche ästhetische Richtungen vom Dadaismus über den Konstruktivismus bis hin zum Surrealismus. Ebenso vielfältig sind die künstlerischen Mittel: Malerei, Fotografie, Collage, Film und Skulptur.
Die andere Seite des Mondes wendet sich den weiblichen Pionieren der Avantgarde zu: Künstlerinnen, die frühzeitig an den Bewegungen ihrer Zeit teilgenommen und die zur Begründung und Verbreitung neuer Stilrichtungen beigetragen haben. Beispielhaft für diese Riege der Pionierinnen steht Sophie Taeuber-Arp (1889-1943). Mit ihrem umfassenden Werk, das den Dadaismus und die geometrisch-abstrakte Kunst miteinander verknüpft und sogar in Randbereichen den Surrealismus berührt, gilt sie in den Kreisen von Cercle et Carré und Abstraction-Création als die "Verbindungen Schaffende" par excellence. Neben Piet Mondrian und Theo van Doesburg trägt sie zur Etablierung der konkreten Kunst in Europa bei und ist als weltoffene Persönlichkeit und Mitarbeiterin der französischamerikanischen Zeitschrift Plastique eine frühe Networkerin in Sachen avantgardistischer Kunst.
Zum Kreis dieser einflussreichen und kommunikativen Künstlerinnen zählen ebenso Hannah Höch (1889-1978), die mit ihren Collagen zu den Begründern des Berliner Dadaismus gehörte, sowie Sonia Delaunay (1885-1979). Letztere bereitete in Paris den Weg zur reinen Malerei und revolutionierte die Modeindustrie mit ihrem eigenen Label. Florence Henri (1893-1982) war die Repräsentantin des Neuen Sehens in Frankreich. Ob bei den Futuristen in Rom, den Kubisten in Paris oder im Bauhaus in Dessau – die reisefreudige, vielsprachige Florence Henri hielt sich immer dort auf, wo die Avantgarde zu Hause war. Dora Maar (1907-1997) und Claude Cahun (1894-1954) gelten als die radikalsten Vertreterinnen des frühen Surrealismus.
Fast alle der vorgestellten Künstlerinnen waren zeitweise eng miteinander befreundet, andere kannten sich indirekt durch ihre Werke. Die Wege, Querverbindungen, wechselnden Freundschaften und temporären Paarbildungen – kurz: die europaweiten Netzwerke dieser Künstlerinnen – sollen in den rund 230 Werken der Ausstellung sichtbar und erfahrbar werden. [Text: Museum]
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