Slow Shopping [10, Corso Como]



























[Foto: C. Hoff]

Bei Andreas Murkudis gibt es alles, was schön ist und teuer. So lebensnotwendige Dinge wie Tierschalen aus Porzellan, hölzerne Schmuckschatullen oder kuschelige Cashmere-Decken. Zwar ist Andreas Murkudis auch ein Mensch, so wie Sie und ich. Doch sagt man seinen Namen, meint man eigentlich sein Geschäft. Weil das nämlich genauso heißt wie er. Dabei ist sein Laden nicht einfach nur ein Laden. Er ist vielmehr ein Concept Store. Sie wissen nicht, was das ist? Ich bis vor einigen Jahren auch nicht. Bis ich mich entschied Designjournalistin zu werden. Denn in der Designszene sind Produkte wichtig. Noch viel wichtiger allerdings ist die richtige Inszenierung. Halt, nein! Der Designhipster spricht natürlich schon längst nicht mehr von Inszenierung. Von Schnürsenkeln und Vasen bis hin zu Wollmützen und Stühlen – heute wird alles kuratiert, wie im Museum eben. Genau deshalb ist der Laden von Andreas Murkudis nicht einfach nur ein Laden. Er sieht aus wie ein White Cube, nur dass man hier vergeblich nach Kunst und Kuratoren sucht. Stattdessen: Produkte, Produkte, Produkte. Nun, mag man sagen, Andreas Murkudis besinnt sich eben auf das Schöne. Was man beileibe nicht von jedem Concept Store sagen kann. Neulich beispielsweise war ich zu Besuch in Mailand. Der Designfetischist schaut sich dort keinesfalls den Dom oder eines der vielen Museen an. Nein, wer etwas auf sich hält, für den gibt es nur das eine Ziel: 10 Corso Como. In einem Hinterhofgebäude kann der Designliebhaber das tun, worauf er schon immer gewartet hat: slow shopping. Das haben Sie noch nie gehört? Macht nichts, aber so nennt Besitzerin Carla Sozzani das Konzept ihres Concept Store. Und das ist beileibe nicht als Scherz, sondern durchaus ernst gemeint! Hier soll Shopping zum Erlebnis werden – samt Galerie, Buchshop und Café. Ich übrigens wollte nur noch weg aus diesem vollgestopften Tempel der Luxusdinge und landete versehentlich auf der Dachterrasse. Ein Blick über die Dächer von Mailand und plötzlich war ich doch ganz glücklich dort zu sein.

Claudia Simone Hoff